NACHDENKLICHES

Das Märchen von der traurigen Traurigkeit

Die Geschichte von der sehr, sehr alten Seele

Die Spezialmutter

Eine Reise nach Holland …

Eltern

Sein und Schein

Wer ohne Kinder lebt

Von der Last des Lebens…

 

 


Das Märchen von der traurigen Traurigkeit

Es war eine kleine Frau, die den staubigen Feldweg entlang kam. Sie war wohl schon recht alt, doch ihr Gang war leicht, und ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens. Bei einer zusammengekauerten Gestalt blieb sie stehen und sah hinunter. Sie konnte nicht viel erkennen. Das Wesen, das da im Staub auf dem Wege saß, schien fast körperlos. Sie erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen. Die kleine Frau bückte sich ein wenig und fragte: “Wer bist du?”
Zwei fast leblose Augen blickten müde auf. “Ich? Ich bin die Traurigkeit”, flüsterte die Stimme stockend und leise, dass sie kaum zu hören war.
“Ach, die Traurigkeit!” rief die kleine Frau erfreut aus, als würde sie eine alte Bekannte grüßen.
“Du kennst mich?” fragte die Traurigkeit misstrauisch.
“Natürlich kenne ich dich! Immer wieder hast du mich ein Stück des Weges begleitet.”
“Ja, aber…”, argwöhnte die Traurigkeit, “warum flüchtest du dann nicht vor mir? Hast du denn keine Angst?”
“Warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selbst nur zu gut, daß du jeden Flüchtling einholst. Aber, was ich dich fragen will: Warum siehst du so mutlos aus?”
“Ich… bin traurig”, antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme.
Die kleine alte Frau setzte sich zu ihr. “Traurig bist du also”, sagte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. “Erzähl mir doch, was dich so bedrückt.”
Die Traurigkeit seufzte tief. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie sich das schon gewünscht.
“Ach, weißt du”, begann sie zögernd und äußerst verwundert, “es ist so, dass mich einfach niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und für eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest.”
Die Traurigkeit schluckte schwer. “Sie haben Sätze erfunden, mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen: Papperlapapp, das Leben ist heiter. Und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot. Sie sagen: Gelobt sei, was hart macht. Und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie sagen: Man muß sich nur zusammenreißen. Und spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken. Sie sagen: Nur Schwächlinge weinen. Und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe. Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fühlen müssen.”
“Oh ja”, bestätigte die alte Frau, “solche Menschen sind mir schon oft begegnet.”
Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen. “Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist, hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wieder auf, wie eine schlecht verheilte Wunde, und das tut sehr weh. Aber nur, wer die Trauer zulässt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen. Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen dabei helfe. Statt dessen schminken sie sich ein grelles Lachen über ihre Narben. Oder sie legen sich einen dicken Panzer aus Bitterkeit zu.”
Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach, dann stärker und schließlich ganz verzweifelt.
Die kleine, alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlte, dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel. “Weine nur, Traurigkeit”, flüsterte sie liebevoll, “ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr an Macht gewinnt.”
Die Traurigkeit hörte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin: “Aber … aber – wer bist eigentlich du?”
“Ich?” sagte die kleine, alte Frau schmunzelnd, und dann lächelte sie wieder so unbekümmert wie ein kleines Mädchen. “Ich bin die Hoffnung.”
(Autorin: Inge Wuthe)

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Die Geschichte von der sehr, sehr alten Seele

Die sehr, sehr alte Seele hatte schon viele Menschenleben auf der Erde gelebt und wartete nun in der Leere zwischen ihrem letzten Menschenleben und und ihrer künftigen Verschmelzung mit der Ewigkeit. Sie fühlte sich einsam, denn all ihre Freunde waren unten auf der Erde, um einen Menschen mit Eifer, Neugier und Staunen und den verschiedensten Gedanken zu erfüllen.

Deshalb sagte die sehr, sehr alte Seele zu dem Wächter: Ich habe noch eine ordentliche Portion Freude übrig, lass mich noch einmal hinunter und den Menschen diese Freude schenken. Aber die Zeit ist so kurz, meinte der Wächter. Natürlich kannst Du ihnen Freude schenken, aber wenn du nur so kurze Zeit bei ihnen bleibst, schenkst Du ihnen zugleich eine große Trauer, wenn Du sie verlässt. Ich weiß, sagte die alte Seele. Aber ich will ihnen so viel Freude schenken, dass sie ihnen danach über die Trauer hinweghilft.

Und so geschah es. Unten auf der Erde bekamen ein Mann und eine Frau ein Kind. Es war das allerliebste Kind, das ihnen eine grenzenlose Freude bereitete, jene ungetrübte Freude, die die Menschen empfinden, wenn ihre Seelen einander begegnen und sich voller Entzücken aus der Ewigkeit wiedererkennen.

Aber bleibt Dir nicht nur sehr wenig Zeit, flüsterte die Seele der Mutter der alten Seele in dem kleinen Mädchen zu. Die Zeit ist kurz, aber die Freude ist groß, antwortete die sehr alte Seele. Und obwohl die Mutter dieses Gespräch nicht hörte, weckte das Geflüster eine ahnungsvolle Unruhe in ihr, einen Hauch des Wissens, dass wir nichts auf Erden besitzen, einer den anderen nicht und nicht einmal uns selbst. Alles wird uns schließlich genommen werden, alles, was wir mit uns tragen, alle Lieben um uns herum, schließlich auch unser Leben und unser Körper.

Aber das Mädchen wuchs heran, und die Freude, die es verbreitete, war so groß, dass die Mutter diese Gedanken vergaß. Und der Vater freute sich ebenfalls. Ja, die sehr alte Seele durfte ihre letzte Zeit genau so verbringen, wie sie es sich gewünscht hatte.

Aber die Zeit war kurz, auch nach menschlichem Maß war sie kurz und es kam die Zeit, da die Verschmelzung stattfinden würde. Die sehr, sehr alte Seele musste sich zur Zeremonie einfinden. Für die Menschen sah es so aus, als hätte ein plötzlicher Tod das Mädchen ereilt. Ihre Trauer war maßlos, wie der Wächter es vorhergesagt hatte. Aber da alle Erinnerungen an ihr Kind nur Freude und nichts als Freude waren, konnten sie die Trauer ertragen, genau wie die sehr alte Seele es vorhergesagt hatte.

Und wo man früher die sehr, sehr alten Seelen ihr letztes Häppchen Zeit einfach in der Leere hatte absitzen lassen, wurden die alten Seelen von nun an zu den Menschen geschickt, die sie brauchten, um ihnen ihre letzte große Freude zu schenken. Die Freude gibt den Menschen die Kraft, die anschließende Trauer zu ertragen und allmählich, ganz allmählich,  in etwas Gutes zu verwandeln.

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Die Spezialmutter

Die meisten Frauen werden durch Zufall Mutter, manche freiwillig, einige unter gesellschaftlichem Druck und ein paar aus reiner Gewohnheit.
Dieses Jahr werden 50 000 Frauen in den alten Bundesländern Mütter frühgeborener Kinder werden.
Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, nach welchen Gesichtspunkten die Mütter frühgeborener Kinder ausgewählt werden?

Ich stelle mir Gott vor, wie er über die Erde schwebt und sich die Werkzeuge der Arterhaltung mit größter Sorgfalt und Überlegung aussucht. Er beobachtet genau und diktiert dann seinen Engeln Anweisungen ins riesige Hauptbuch: „Schneider, Ulrike: Sohn. Schutzheiliger: Matthias. Forst, Monika: Tochter. Schutzheilige: Cäcilie. Müller, Cornelia: Zwillinge. Schutzheiliger? Gebt ihr Gerard, der ist es gewohnt, dass geflucht wird.“
Schließlich nennt Gott einem Engel einen Namen und sagt lächelnd: „Dieser Frau gebe ich ein frühgeborenes Kind.“
Der Engel wird neugierig: „Warum gerade ihr, o Herr? Sie ist doch so glücklich.“
„Eben deswegen“, sagt Gott lächelnd. „Kann ich einem frühgeborenen Kind eine Mutter geben, die das Lachen nicht kennt? Das wäre grausam.“
„Aber hat sie denn die nötige Geduld?“, fragt der Engel.
„Ich will nicht, dass sie zuviel Geduld hat, sonst ertrinkt sie in einem Meer von Selbstmitleid und Verzweiflung. Wenn der anfängliche Schock und Zorn erst abgeklungen sind, wird sie es tadellos schaffen. Ich habe sie heute beobachtet.  Sie hat den Sinn für Selbständigkeit und Unabhängigkeit, die bei Müttern so selten und doch so nötig sind. Verstehst du: Das Kind, das ich ihr schenken werde, wird vielleicht versuchen, in seiner eigenen Welt zu leben. Und sie muss es zwingen, in der ihren zu leben, das wird nicht leicht werden.“
„Aber, Herr, soviel ich wie, glaubt sie nicht einmal an dich.“
Gott lächelt. „Das macht nichts. Das bringe ich schon in Ordnung.
Nein, sie ist hervorragend geeignet. Sie hat außerdem auch genügend Egoismus.“
Der Engel ringt nach Luft. „Egoismus? Ist das denn eine gute Eigenschaft?“
Gott nickt. „Wenn sie sich nicht gelegentlich von dem Kind trennen kann, wird sie das alles nicht überstehen.
Diese Frau ist es, die ich mit einem nicht ganz vollkommenen Kind beschenken werde. Sie weiß es zwar noch nicht, aber sie ist zu beneiden.
Nie wird sie ein gesprochenes Wort als etwas Selbstverständliches hinnehmen, nie einen Schritt als etwas Alltägliches ansehen. Wenn ihr Kind zum ersten Mal Mama sagt, wird ihr klar sein, dass sie ein Wunder erlebt.

Es ist möglich, dass ihr Kind nie sehen können wird. Wenn sie ihm einen Baum, einen Sonnenuntergang schildert, wird sie ihn so sehen, wie nur wenige Menschen meine Schöpfung jemals sehen.
Ich werde ihr erlauben, alles deutlich zu erkennen, was auch ich erkenne – Unwissenheit, Grausamkeit, Vorurteile – , und ich werde ihr erlauben, sich darüber zu erheben.
Sie wird niemals alleine sein. Ich werde bei ihr sein, jeden Tag ihres Lebens, jede einzelne Minute, weil sie meine Arbeit ebenso sicher tut, als sei sie hier neben mir.“
„Und was bekommt sie für einen Schutzheiligen?“, fragt der Engel mit gezückter Feder.
Da lächelt Gott. „Ein Blick in den Spiegel wird genügen.“

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Eine Reise nach Holland….
von Emily Perl Kingsley, geschrieben 1987
(veröffentlicht in Tuttle&Tuttle 1996,161ff)

Wenn Sie ein Baby erwarten, dann ist das ähnlich, wie wenn Sie eine Traumreise nach Italien planen. Sie kaufen eine Anzahl Reiseführer und machen wundervolle Pläne. Es ist alles sehr aufregend. Nach Monaten eifriger Erwartung ist der Tag schließlich da. Sie packen Ihren Koffer, und es geht los. Einige Stunden später landet das Flugzeug. Die Stewardess kommt herein und sagt: “Willkommen in Holland.”

“Holland?” sagen Sie. “Was meinen Sie mit Holland? Ich habe für Italien gebucht! Mein ganzes Leben lang habe ich davon geträumt, einmal nach Italien zu reisen.”

Doch es gab einen Wechsel im Flugplan. Sie sind in Holland gelandet und dort müssen Sie nun bleiben. Sie müssen ausgehen und andere Reiseführer kaufen. Und Sie müssen eine ganz neue Sprache lernen. Sie werden eine ganz neue Gruppe Menschen kennen lernen, welche Sie ansonsten nie getroffen hätten.

Es ist nur ein anderer Ort. Es ist alles langsamer als in Italien, weniger leuchtend als in Italien. Doch nachdem Sie eine Weile dort waren und wieder zu Atem gekommen sind, schauen Sie sich um und bemerken, dass Holland Windmühlen hat. Holland hat Tulpen. Holland hat Rembrandts.
Aber jedermann, den Sie kennen, kommt entweder gerade aus Italien oder bereitet sich auf eine Reise dorthin vor und sie alle prahlen mit der wunderschönen Zeit, die sie dort hatten. Für den Rest Ihres Lebens werden Sie sagen:” Ja, dorthin hätte ich auch reisen sollen. Das hatte ich geplant”.

Und der Schmerz darüber wird niemals mehr vergehen, weil der Verlust dieses Traumes ein sehr bedeutsamer Verlust ist.
Aber wenn Sie den Rest Ihres Lebens damit verbringen, über die Tatsache zu trauern, dass Sie nie nach Italien kamen, werden Sie niemals fähig sein, die ganz besonderen, sehr lieblichen Dinge in Holland zu genießen.

(von Emily Perl Kingsley)
Autorin, Mutter eines Kindes mit Down-Syndrom, viele Arbeiten für die Sesamstraße, mittlerweile Großmutter

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Eltern

Nichts im Leben macht uns verletzlicher als ein Kind.
Wir öffnen uns dem Schmerz und der Freude, der Sorge und der Hoffnung, der Liebe und dem  Loslassen.
Schon in diesen ersten Tagen haben wir das Bedürfnis, unser Kind zu beschützen und dadurch werden wir verletzlich. Bei dem Gedanken, dass irgend etwas unser Baby verletzen könnte, bekommen wir eine Gänsehaut vor Angst und fragen uns, ob wir der Aufgabe gewachsen sind.
Ein Kind zu haben bedeutet, unsere Verletzlichkeit zu Gunsten des Optimismus zu überwinden. Tiefer zu lieben als zuvor. Unser Herz wie ein Schild vor unser Kind zu halten und trotz aller Gefährdungen des Lebens zu hoffen, dass es sicher sein wird.

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Sein und Schein

Zwei reisende Engel machten Halt, um die Nacht im Hause einer wohlhabenden Familie zu verbringen. Die Familie war unhöflich und verweigerte den Engeln, im Gästezimmer des Haupthauses auszuruhen. Anstelle dessen bekamen sie einen kleinen Platz im kalten Keller. Als sie sich auf dem harten Boden ausstreckten, sah der ältere Engel ein Loch in der Wand und reparierte es. Als der jüngere Engel fragte, warum, antwortete der ältere Engel: “Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen.”

In der nächsten Nacht rasteten die beiden im Haus eines sehr armen, aber gastfreundlichen Bauern und seiner Frau. Nachdem sie das wenige Essen, das sie hatten, mit ihnen geteilt hatten, ließen sie die Engel in ihrem Bett schlafen, wo sie gut schliefen. Als die Sonne am nächsten Tag den Himmel erklomm, fanden die Engel den Bauern und seine Frau in Tränen. Ihre einzige Kuh, deren Milch ihr alleiniges Einkommen gewesen war, lag tot auf dem Feld. Der jüngere Engel wurde wütend und fragte den älteren Engel, wie er das habe geschehen lassen können.
“Der erste Mann hatte alles, trotzdem halfst du ihm”, meinte er anklagend. “Die zweite Familie hatte wenig, und du ließest die Kuh sterben.” „Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen”, sagte der ältere Engel.
“Als wir im kalten Keller des Haupthauses ruhten, bemerkte ich, dass Gold in diesem Loch in der Wand steckte. Weil der Eigentümer so von Gier besessen war und sein glückliches Schicksal nicht teilen wollte, versiegelte ich die Wand, so dass er es nicht finden konnte.
Als wir dann in der letzten Nacht im Bett des Bauern schliefen, kam der Engel des Todes, um seine Frau zu holen. Ich gab ihm die Kuh anstatt dessen. Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen.”

Manchmal ist das genau das, was passiert, wenn die Dinge sich nicht als das entpuppen, was sie sollten. Wenn du Vertrauen hast, musst du dich bloß darauf verlassen, dass jedes Ergebnis zu deinem Vorteil ist. Du magst es nicht bemerken, bevor ein bisschen Zeit vergangen ist…
Manche Leute kommen in unser Leben und gehen schnell… Manche Leute werden Freunde und bleiben ein bisschen… wunderschöne Fußabdrücke auf unseren Herzen hinterlassend…

Gestern ist Geschichte. Das Morgen ein Mysterium. Das Heute ist ein Geschenk. Darum heißt es auch: Präsent. Ich denke, das ist etwas Besonderes…
Lebe und genieße jeden Moment…
Dies ist keine Generalprobe!
(Quelle unbekannt)

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Wer ohne Kinder lebt

Wer ohne Kinder lebt, der weiß von keinem Leide;
Wer ohne Kinder stirbt, der weiß von keiner Freude.”

Es sagte einmal die kleine Hand zur großen Hand:
Du große Hand, ich brauche dich,
weil ich bei dir geborgen bin,
ich spüre deine Hand,
wenn ich wach werde und du bei mir bist,
wenn ich Hunger habe und du mich fütterst,
wenn du mir hilfst, etwas zu greifen und aufzubauen,
wenn ich mit dir meine ersten Schritte versuche,
wenn ich zu dir kommen kann, weil ich Angst habe.
Ich bitte dich: bleibe in meiner Nähe und halte mich.

Und es sagte die große Hand zur kleinen Hand:
Du kleine Hand, ich brauche dich,
weil ich von dir ergriffen bin.
Das spüre ich,
weil ich viele Handgriffe für dich tun darf,
weil ich mit dir spielen, lachen und herum tollen kann,
weil ich mit dir kleine, wunderbare Dinge entdecke,
weil ich deine Wärme spüre und dich lieb habe,
weil ich mit dir wieder bitten und danken kann.
Ich bitte dich: bleibe in meiner Nähe und halte mich

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Von der Last des Lebens…

Ein alter Beduine war krank und zweifelte am Sinn des Lebens.

Eines Tages kam er in einer Oase an einem jungen, noch kleinen Palmenbaum vorbei. Frustriert und deprimiert wie er war, nahm er einen dicken Steinbrocken und legte ihn der jungen Palme mitten auf die Blattkrone und dachte gehässig: “Soll auch sie sehen, wie sie damit fertig wird.”

Die junge Palme versuchte, die Last abzuwerfen. Sie wiegte sich im Wind und schüttelte ihre jungen Wedel. Doch – vergebens.

Also begann sie, tiefer und fester in den Boden zu wachsen, um stärker und kräftiger zu werden. Und wirklich: ihre Wurzeln erreichten neue Wasseradern. Die Kraft des Wassers aus der Tiefe und die der Sonne vom Himmel machten sie zu einer außerordentlich starken Palme, die auch den Stein im Weiterwachsen mittragen konnte.

Nach Jahren kam der alte Beduine wieder, um nach dem Baum zu sehen. Da sah er eine besonders hochragende Palme und in der Krone trug sie den Stein.

Und wie sie sich im Wind neigte, schien sie ihm zu sagen: “Ich muss dir danken! Die Last hat mich über meine Schwäche hinauswachsen lassen.”

Quelle unbekannt,
leicht umgeschrieben

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